Baden gehen!

Baden gehen!

von Johanna Dyckerhoff und Frauke Rubarth

„Immer wenn du etwas wagst, stellst du dich der Möglichkeit des Scheiterns.“

Eins wurde uns in den Vorrecherchen zu diesem Projekt bereits klar: Jeder macht seine Erfahrungen mit dem Thema, es gibt niemanden, der sich damit nicht schon auseinandersetzen musste. Das fängt in der Kindheit an und hört nie auf.

In unserer Arbeit nehmen wir uns behutsam den persönlichen Geschichten von Menschen an und erfragen ihren Umgang mit Scheitern-Situationen.

Misserfolg ist etwas, über das wir in einer an Erfolgen ausgerichteten Gesellschaft nicht gerne sprechen.

Aber was empfinden wir überhaupt als Scheitern und wann und warum sehen wir etwas als gescheitert an? Ist es eine Frage des Standpunktes, vielleicht auch des Gesellschaftsstandpunktes? Wer entscheidet was missglückt ist und was gelungen?

Und in wie fern kann Misserfolg vielleicht ein wichtiger Teil unseres Lernprozesses sein? Zusätzlich zum biographischen Ausgangsmaterial recherchieren wir Texte, die sich mit der Thematik befassen. Das können Texte sein, die sich mit Wirtschafts- und Organisationspolitik, Gesellschaftsfragen und Ähnlichem beschäftigen. Aus den für die Bühne bearbeiteten Texten entsteht eine Collage, die wir zusammen mit vier Schauspielern und fünfzehn Statisten bildreich an unseren Spielort -ein Schwimmbad- übertragen. Wir gehen von der Metapher baden gehen aus und öffnen damit die Assoziationskette, die bis zum ursprünglichen Wortsinn, dem zerschellten Schiffswrack, zurück reicht.

Das Wasser sehen wir als ein ästhetisches Mittel, dass zur Projektionsfläche wird, dabei werden zwei Assoziationen gestärkt:

– Es ist das bedrohliche Wasser, in dessen Strudeln man scheitern kann, in dem man mit seinen Träumen und Vorhaben versinken kann, auf Grund laufen und zerschellen. Wir können das Wellenbad als gezähmte, vergesellschaftliche Form des offenen Meeres verstehen, das lauter Gefahren birgt.

Und wir haben das Schwimmbad als einen Ort der Entspannung, in dem man sich erholen kann. Es ist vielleicht der Ideenpool, aus dem man schöpft und reicher an Erfahrung hervorgeht, nachdem man sich einem Scheiternsprozess ausgesetzt hat.

„Baden gehen“ wird ein ungewöhnlicher und spannender Abend, an einem nicht ganz alltäglichen Spielort.

baden gehen: Das Casting (DMM 2010)

kulturkaviar für alle e.V. inszenierte für den 12. Juni 2010 einen Wettkampf in einer eigenen Disziplin. Es war ein Casting für die bisher fiktive Theaterproduktion: „Baden gehen – Geschichten über das Scheitern“.

Von den Bewerbern wurde Ausdruck, Präsenz und Originalität gefordert.

Wir haben die Wettbewerbsteilnehmer*innen einer für sie sehr ungewohnten Umgebung ausgesetzt und mit der Möglichkeit des Scheiterns konfrontiert, denn bei einem Wettkampf muss man immer auch mit Niederlagen umgehen.

In unserem Casting ging es darum, mit Hilfe von verschiedenen Fortbewegungsmitteln, die Wasserfläche zu überqueren. Der Sieger durfte als errungenen „Preis“ einen vorbereiteten Text präsentieren.

Die Casting-Situation wurde in dem Moment gebrochen, als sich „die Verlierer*innen“ und einige Nebendarsteller*innen mit allgemeinen Fragen zum Thema Erfolg, Misserfolg, Sieg, Niederlage und Lebenskonzepten ans Publikum richteten…

Darsteller*innen: Peter Princz, Vanessa Czapla, Joachim Kappl, Lars Hübner, Christine Korfant

www.kulturkaviar.de

Date06 Feb, 2012

CategoriesAlle, Kulturmanagement